Zum letzten King of the Air Contest in 2013 hat die Windsurf-Legende Robby Naish gesagt, dass es das beeindruckenste Event gewesen ist, dass er seit sehr langer Zeit gesehen hat. Letztes Jahr war in der Tat der Hammer, aber dieses Jahr hat es locker noch mal getoppt. Allein schon dass mehr als doppelt so viele Zuschauer da waren zeigt, dass sich der Constest einen Namen gemacht hat. Das Risiko dass die Fahrer eingegangen sind war teilweise angsteinflössend: So mussten dann auch in beiden Semi-Finals jeweils ein Fahrer wegen Verletzung ausscheiden. Im Ersten Tom Herbert (siehe Video unten) und im zweiten Semi der zu dem Zeitpunkt noch amtierende King of the Air 2013 Jesse Richman.
Der Move des Events war wieder einmal der super hoch gesprungene Kiteloop, aka. Megaloop. Wenn der Kiter den Kite auf maximaler Sprunghöhe zum Kiteloop nach unten in eine Kreisbewegung schickt, entsteht durch den Loop des Kites ein immenser Zug nach Lee, also mit dem Wind. Dieser Ruck nach Lee ist die eigentlich Faszination beim Kiteloop und macht süchtig. Wenn einem dann der Kite beim Flug nach oben mehr oder minder sanft auffängt und man ggf. nach einem weiteren, kleineren Loop aufsetzt, ist Stokedness garantiert. Die beiden Hauptkriterien für einen Megaloop sind die Sprunghöhe und wie tief der Fahrer den Kite loopt (Je tiefer desto besser, am besten unter den Fahrer durchloopen).
Hier ein besonders beeindruckender Kiteloop mit kurzen Leinen von Steven Akkersdijk, der es bis ins Finale geschafft hat: http://www.kitejunky.com/2013/11/29/shortline-kiteloop-cape-town/
Und Reno Romeu, der gestern auch eine beeindruckende Show rausgehauen hat, zeigt in diesem Vid wie man richtig loopt: http://www.kitejunky.com/2013/08/26/awesome-kiteloop-by-reno-romeu/
Bei kurzen Leinen sehen die Loops noch radikaler ist, weil es einfacher ist, den Kite unter den Fahrer zu bekommen. Dafür sind Loops mit langen Leinen meistens auch höher.
Die größte Gefahr beim Kiteloop ist, und was gestern auch häufig zu sehen war, dass der Kite nach dem er nach unten geloopt wurde nicht schnell genug wieder hochkommt um den Fahrer im Fall abzufangen und dieser dann ungebremst aufs Wasser aufschlägt. Einen der krassesten Einchläge hat gestern Lokal-Matador Oswald Smith, dessen Kite nach dem er sehr tief durchgeloopt ist einfach keine Anstalten gemacht hat wiede in die Höhe zu fliegen. Ich erinnere mich nur an das hektische Hin- und Hergeschiebe von Oswald an der Bar um den Kite zum hochfliegen zu bewegen bevor er super hart ins Wasser geschmissen wurde.
Das Event ist ein wenig später gestartet als geplant, da der Wind noch nicht stark genug war. Der Cape Doctor (aka. South-Eastern) hat ein wenig verschlafen, ansonsten steht auch schon gerne mit der Noon Gun ab 12 auf der Matte. Bis zum Nachmittag wurde der Wind immer stärker und als dann noch ab 15 Uhr die Wellen größer wurden (2-3 m) und damit bessere Kicker für die Mega-Loops darstellten ging es richtig ab. Es wirkte so als ob die Fahrer kollektiv die für die Wahrnehmung von Gefahrensituationen verantwortlichen Hirnbereiche abgeschaltet hätten. Das Publikum kam aus den “AAhhhs” und “Ooohhs” gar nicht mehr raus, aus sportlicher Sicht wurde es teilweise echt grenzwärtig. Besonders die Kiteloops von Andries Fourie in unmittelbarer Strandnähe waren krass anzusehen und absolut hardcore. Der Typ segelt in ca. 10 Metern Höhe über den Köpfe der Zuschauer, wenn ihm da eine Leine reißt schlägt er mit voller Wucht ins Stehtiefe Wasser ein...
Im zweiten Semi-Finale kämpften Kevin Langeree, Andries Fourie, Aaron Hadlow und Tom Herbert um den Einzug ins Finale. Als Tom Herbert nach einem harten Einschlag nicht gleich weiterfuhr waren Andries und Kevin sofort zur Stelle um sich um Tom zu kümmern. Kevin rief dann auch gleich die Life-Guards herbei, die Tom mit einem Boot sicher zum Ufer brachten. Teil dieses sportlichen Verhaltens war sicher auch das Wissen um die Schmerzen die bei solch extremen Stürzen entstehen können. Tom, der sich bis dahin durch ein sehr stylishes Fahren in den Vordergrund gespielt hatte, schied somit aus dem Wettbewerb aus, konnte sich aber mit 25 Metern den höchsten Sprung des Tages sichern.
Die Kiteloops von Steven Akkersdijk im zweiten Halbfinale waren ein absoluter Augenschmaus: So häufig wie Steven hat es kein Anderer geschafft den Kite unter sich durchloopen zu lassen. Dies mag auch daran gelegen haben, dass seine Lines mit am kürzesten waren was dies einfacher macht, nichtsdestotrotz wirkten seine Loops mit am radikalsten.
Bis zum Finale hat Kevin nicht allzu viele Kiteloops geschmissen, aber dann hat er im Finale die beeindruckstenden Kiteloops überhaupt gezirkelt und sich somit die Krone gesichert. Sein Style ware beeindruckend, total entspannt und mega-kraftvoll. Als ich ihn letztens am Kitebeach trainieren sehen habe war mir klar, dass er dieses mal keine Gefangenen nehmen würde. Beim Contest in 2013 hat er schon die höchsten Sprünge gezeigt, hatte dann aber im Halb-Finale Pech mit der Kitegrößen-Wahl gehabt und ist dadurch ausgeschieden. Dieses Jahr hat er jedes Heat dominiert. Ich glaube insgesamt ist er nur 3 mal gestürzt und hat selbst nach den allerhöchsten Sprüngen und Kiteloops die absolut smoothesten Landungen hingelegt. Besonders symbolträchtig war, als Kevin bei einem Sprung fast eine relativ hoch fliegen Möwe erwischt hätte, mit seinem Board!
Es war wunderbar die drei Kiteboarding Ikonen Ruben Lenten, Kevin Langeree (die übrigens Cousins sind) und Aaron Hadlow zusammen auf dem Wasser zu sehen und sie dabei zu beobachten wie sie die extremsten Sprünge zu zeigen. Die Jungs sind alle Mitte Zwanzig und haben diesen Sport so sehr geprägt wie kaum ein Anderer. Alle drei haben auch schon schwere Knie- und Fußgelenksverletzungen hinter sich und sind trotzdem wieder so dick dabei. Das kann einem nur als Beispiel dienen immer nach Vorne zu schauen und weiter zu machen, wenn es einen selbst erwischen sollte.
Mein konkretes Problem nach dem ich gestern soviele Kiteloops gesehen habe ist, dass ich wieder derbe Bock darauf habe, selber Kiteloops zu springen… Mein Verstand sagt nein (nachdem ich mir letztes Jahr in Kapstadt nach einem missglückten Kiteloop mein Kreuzband zerissen habe und vor zwei Wochen das erste mal wieder kiten konnte), aber mein Herz sagt definitiv ja!
Hier noch der Link zu der offiziellen Berichterstattung von Red Bull: http://www.redbull.com/za/en/stories/1331631413438/red-bull-king-of-the-air-2014
Nur der King darf so launchen. Kevin Langeree startet ins Halbfinale.
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